RSS

Abschied

06 Jun

Es ist schon merkwürdig … Als Jugendlicher denkt man, das Thema Sterben und Tod liegt noch in so weiter Ferne. Doch ehe man es sich versieht ist man erwachsen und irgendwann kommt die Zeit, da sterben plötzlich immer mehr der Menschen, die man als Kind so sehr geliebt hat.

Vor einigen Jahren ist mein Opa väterlicherseits gestorben, seine Frau schon in meiner frühesten Kindheit. Danach auch noch die beiden Onkeln und Tante von meinem Papa. Und jetzt mein anderer Opa.

Er ist neben meiner Oma eingeschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht. Ganz friedlich. Wie seltsam es sein wird, wenn er nicht mehr da ist bei unseren Besuchen in der Heimat. Ich traue mich noch gar nicht richtig dran zu denken. Und für meine Oma wird es sicher schwer, wenn der Alltag wieder einkehrt und sie die Lücke bemerkt, die er hinterlassen hat.

Mein Opa hat sich nie beschwert, wenn es ihm nicht gut ging. Er hat immer gesagt: „Warum soll ich mich beschweren? Wird es dadurch besser?“

Zu seinem 80. Geburtstag, vor fünf Jahren, haben wir Enkelkinder ihm alle zusammen ein Ständchen gebracht … „Großpapa, Großpapa, geh niemals weg, bleib immer da. Am liebsten noch für hundert Jahr'“.

Ja, wir hatten einen tollen Opa, der uns Kindern immer Boote aus leeren Margarineschachteln gebastelt hat. Vom Hof aus, geht am Haus meiner Großeltern eine kleine Holzbrücke über die Kahl und dort haben wir immer gestanden und die Boote an einer Schnur ins Wasser gelassen. Und bei unserem letzten Besuch hat er auch seinen Urenkeln (meine beiden Mäxe) ein Schiffchen gemacht. Mich tröstet es ein bisschen, dass sie das noch einmal erleben durften, bevor er gegangen ist …

 

 
22 Kommentare

Verfasst von - Juni 6, 2012 in Ich

 

22 Antworten zu “Abschied

  1. freiedenkerin

    Juni 6, 2012 at 17:02

    In euren Herzen wird er weiter leben… Schön, dass er sich ganz sanft in die Anderwelt hinein schlafen durfte…
    *Lieb-drück*

     
  2. Wortman

    Juni 6, 2012 at 19:39

    Das tut mir leid zu hören. Deine Mäxe haben ihn aber noch gesehen. Meine kleine Tochter hat ihren Urgroßvater nicht mehr gesehen. Er ist ein paar Monate vor ihrer Geburt gestorben.

     
    • sibylle2011

      Juni 6, 2012 at 19:52

      Ich bin froh, dass sie ihn noch kennengelernt haben. Ich kannte meinen Urgroßvater auch nicht. Mein Opa hat mir früher immer Fotos von ihm gezeigt und mir erklärt, wer das ist auf den Bildern. Aber irgendwie lässt sich kein Bezug herstellen, wenn man noch so klein ist und den Menschen nie kennengelernt hat. Aber trotzdem ist es gut zu wissen, dass es da jemanden gab und wie er hieß. Finde ich auch wichtig – seine Wurzeln zu kennen..

       
      • Wortman

        Juni 6, 2012 at 19:58

        Meinen Opa mütterlicherseits habe ich auch nie kennengelernt. Meine „richtige“ Oma väterlicherseits auch nicht. Die waren beide schon tot. Da gab es nur eine Stiefoma.

         
        • sibylle2011

          Juni 6, 2012 at 20:02

          Fandest du es als Kind traurig, dass du die beiden nicht mehr kennenlernen konntest?

           
    • Wortman

      Juni 6, 2012 at 20:07

      Um ehrlich zu sein: Nein. Wie du schon sagst, da fehlt irgendein Bezug.
      Sehr gefehlt hat mir meine Uroma. Mit 80 immer noch lebenslustig und Haare bis zum Popo gehabt 😀 Hatte über 40 Jahre als Magd auf einem Bauernhof gearbeitet, war aber nie kaputt zu kriegen…

       
      • sibylle2011

        Juni 6, 2012 at 20:20

        Das klingt nach einer tollen Uroma 😀
        Meine Mama hat früher aus Jux immer so ein Lied gesungen.. Ich kenne nur noch zwei Strophen, ich glaube die erste und die letzte:

        Ich sitz in de Bid und schrubbe mich ab, denn morsche kommt die Lisbet rabbe dabdab. Da brauch ich eine saubere Hose, da muss ich dufte wie ne Rose, die lange Haar die ich jetzt hab, muss ich wieder bäschde, rabbe dabdab…

        Wisst ihr was, ich hau hier ab! Ich geh zu de Hibbies, rabbe dabdab. Da brauch ich keine saubere Hose, ich muss nischd dufte wie ne Rose, die lange Haar die ich jetzt hab, muss ich nimmer bäschde, rabbe dabdab… die lange Haar die ich jetzt hab, muss ich nimmer bäschde rabbe dabdab.

        Ist mir jetzt nur grade so eingefallen, als ich gelesen habe „Haare bis zum Popo“ 😀

        Meine Großeltern mütterlicherseits hatten früher auch einen Bauernhof. Mittlerweile sind natürlich die ganzen Tiere schon längst nicht mehr da. Aber eine Magd hatten sie nicht.

         
    • Wortman

      Juni 6, 2012 at 20:56

      *lach* Wurde das gesungen, damit ihr nicht aus der Badewanne hüpft? 🙂
      Als ich klein war, habe ich noch Kohlen geschippt und Briketts im Stall gestapelt. Wir hatten sogar noch einen großen Wäschebottich im Badezimmer. Da machte man dann Feuer drunter um das Wasser heiß zu machen 🙂

       
      • sibylle2011

        Juni 7, 2012 at 09:32

        *hehe* Nein, Mama hat das einfach so aus Spaß gesungen. Glaube sie hatten das mal in der Schule gelernt, aber sicher bin ich mir da nicht.
        Solche alten Sachen kennst du noch??! Ich hab das nur im Fernsehen und im Museum gesehen 🙂

         
        • Wortman

          Juni 7, 2012 at 10:06

          Bin ja auch eine ganze Ecke älter als du 😉

           
          • sibylle2011

            Juni 7, 2012 at 10:49

            Stimmt, das hatte ich ganz vergessen, alter Mann 😉

             
          • Wortman

            Juni 7, 2012 at 11:02

            *tze tze* 😉
            Alt aber gut 😀

             
          • sibylle2011

            Juni 7, 2012 at 19:26

            Bestimmt! 🙂

             
  3. Wortman

    Juni 6, 2012 at 19:58

    Übrigens: Schön, dich mal wieder zu lesen. Auch wenn der Grund kein schöner ist. Hab dich schon vermisst.

     
    • sibylle2011

      Juni 6, 2012 at 20:06

      Ich habe öfter an dich und dein Blog gedacht. Und auch an Theomix und ein paar andere. Aber so richtig in Stimmung zum Kommentieren war ich nie. Und immer wenn ich hier im Blog einen Eintrag schreiben wollte, das nichts mit Essen oder sowas zu tun hat, habe ich nach der ersten Zeile wieder abgebrochen. Hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt. Ich weiß auch nicht..

       
      • Wortman

        Juni 6, 2012 at 20:09

        Das reale Leben soll ja auch den Vorrang haben 😉 Freu mich, wenn ich mal zwischendurch ein Lebenszeichen bekomme.

         
        • sibylle2011

          Juni 6, 2012 at 20:24

          Auf jeden Fall sollte das reale Leben vorgehen 🙂
          Gebe dir gern mal ein Lebenszeichen, damit du mich nicht so arg vermisst 😉

           
          • Wortman

            Juni 6, 2012 at 20:57

            Dann bin ich auch beruhigt und zufrieden 🙂

             
          • sibylle2011

            Juni 7, 2012 at 09:33

            schön 🙂

             
  4. theomix

    Juni 7, 2012 at 16:36

    Solche Erinnerungen sind gut, sie geben dem Abschied eine versöhnliche Note. Ich wünsche dir Zeit zu trauern und zurückzuschauen!

     
    • sibylle2011

      Juni 7, 2012 at 19:31

      Ja, du hast recht. Es tut gut, an die schönen Momente zu denken. Leider gibt es nicht sehr viele Erinnerungen, weil wir nicht so nah beieinander gewohnt haben. Ich hoffe bei der Beerdigung wird ein bisschen erzählt und Erinnerungen ausgetauscht…
      Danke! Die Zeit Zurückzuschauen nehme ich mir..

       

Hinterlasse eine Antwort zu Wortman Antwort abbrechen